Lassen Sie uns über Klischees sprechen. Insbesondere über das Klischee vom 'Griechen an der Ecke' mit der fleischlastigen Speisekarte und den Gratis-Ouzo nach dem Essen. Oder über Klischees, die noch genährt werden, indem man den Film 'Hochzeit auf griechisch' (My Big Fat Greek Wedding) anschaut, wo alle Protagonisten Lamm am Spieß essen, nur Retsina trinken und alle drei Sekunden opa! rufen.
Diese Bilder erzählen nur einen Teil der Geschichte. Sie haben viel zu tun mit den griechischen Restaurants im Ausland und wie die griechischen Gerichte „interpretiert“ wurden. Glücklicherweise hat jedoch eine neue Generation von Köchen begonnen, das wahre Potenzial der saisonalen und regionalen Lebensmittel zu erkunden, um eine zeitgenössische griechische Küche zu erschaffen, die modern und verspielt ist. Käsesorten und Paximadia aus Kreta, Olivenöl vom Peloponnes und Bohnen und Wurstwaren aus Nordgriechenland erhalten in der kulinarischen Landschaft Griechenlands endlich die Rolle, die ihnen zusteht.
Unten finden Sie einige unserer Lieblingsplätze, wo man die neue Welle kreativer griechischer Küche probieren kann.
Cherchez La Femme (Σερσέ λα φαμ)
Einer dieser unbestimmbaren Orte, wo man den ganzen Tag mit Essen oder Trinken verbringen kann. Das Cherchez La Femme befindet sich auf dem Platz einer Füßgängerzone in der Mitropoleos-Straße, direkt hinter der Athener Kathedrale, und ist besonders im Sommer der perfekte Ort zum Faulenzen. Trotz der lässigen Atmosphäre legt man hier Wert aufs Detail, von der Vase mit frisch geschnittenen Blumen an der Bar bis zur Vintage-Einrichtung und natürlich dem Essen. Der talentierte griechische Koch Andreas Lagos hat ein nostalgisches, aber dennoch modernes Menü von kleinen Gerichten ähnlich wie Meze zusammengestellt, die zum Teilen gedacht sind. Lokale Geschmacksnoten wie Salat mit Babytomaten, extrem leckere Karob-Paximadia (eine Art getrockneten, knusprigen Brotes aus Johannisbrotmehl), Xinomizithra (ein weicher kretischer Frischkäse aus Ziegen- und Schafsmilch) und eingelegten Kritamo (wilder Meerfenchel, dessen Blüten und Blätter oft eingelegt werden) oder Pommes frites mit geschmolzenem Kasseri (ein milder, gelber Käse) und dünnen gepfefferte Wurstscheiben aus der Insel Lefkada. Ebenfalls nennenswert hier ist der griechische Kaffee, der auf einem winzigen Silbertablett mit einem Häppchen Loukoumi (Lokum) als Beilage.
Mit freundlicher Genehmigung: Cherchez La Femme
Foto: Jérôme Galland
Delta
Auf den ersten Blick ist Delta, Athens neuester Eintrag in der feinen Restaurantszene, so weit von einem griechischen Restaurant entfernt wie nur möglich. Aber das Griechischsein brodelt im Hintergrund. Die beiden Köche Thanos Feskos und George Papazacharias haben jahrelang in Michelin-Sterne-Restaurants in Dänemark bzw. Norwegen verbracht. Und das merkt man. Ihr 17-Gänge-Menü gibt es in drei Optionen: für Allesfresser, Vegetarier oder Veganer (die letzten beiden sind in Griechenlands Fine Dining Kreisen bisher unbekannt).
Das Duo verwendet auch seltene in Griechenland verwendete Techniken wie Fermentation und Konservierung, um mit einer Reihe von typisch griechischen Zutaten zu experimentieren. Das Lamm und Süßbrotgericht mit Sauermilch (Xynogala) ist ein solches Highlight des Allesfresser-Menüs; die Fischrogen und Tintenfische ein anderes. Das klassische griechische Dessert Halva kommt in einem Pinienzapfen; während die vielseitige Cocktailkarte Athen pur ist; entworfen vom Cocktailkönig der Hauptstadt, Thanos Prunarus, dem Herzen und der Seele hinter Baba au Rum, einer der besten Cocktailbars Athens.
Delta befindet sich im 5. Stock der griechischen Nationaloper in einem luxuriösen, futuristischen Raum. Mit herrlichem Blick über Piräus wird dies sicherlich ein unvergessliches Erlebnis für diejenigen sein, die daran interessiert sind, eine experimentellere, zeitgemäßere Art der griechischen Küche auszuprobieren.
Mani Mani
Mani Mani befindet sich in einem neoklassischen Gebäude in Koukaki, einer Gegend, die von Airbnb zu einem der „heißesten“ Reiseziele Europas erklärt wurde, unweit des Akropolismuseums. Mani Mani ist vielen Jahren ein Hit unter Reisenden. Das Menü, inspiriert von der Küche der Region Mani auf dem Peloponnes, bietet eine Auswahl an regionalen Lieblingsgerichten, wie beispielsweise Travihtes (frittierte Teigbälle mit Kefalotyri-Käse). Aber der Star unter den Gerichten ist der Hahn, eine traditionelle Spezialität in Griechenland, die üblicherweise für große Anlässe vorbehalten wird. Hier wird der Hahn, gefüllt mit einer Farce aus Pilzen und einem pikanten Pekorino-Käse aus Amfilochia, auf einem Bett aus groben Stampkartoffeln mit einer Soße aus geräuchertem Schweinefleisch und Lauch serviert. Die aufmerksame Bedienung ist ein weiteres Plus. Der einzige Nachteil ist der Mangel an Sitzgelegenheiten im Freien.
Mit freundlicher Genehmigung: Mani Mani
Foto: Thomas Gravanis
Fita
"Die beiden Chefs und Wirte haben hier ein unprätentiöses gastronomisches Juwel geschaffen, dessen täglich wechselnde Speisekarte jede Menge Überraschungen zu vernünftigen Preisen bereithält".
Obwohl es gleich bei der Eröffnung im Juni 2019 ein Volltreffer war, ist der Standort des Fita’s eher unerwartet. Das Restaurant liegt ziemlich weit ab vom Schuss im Viertel Neos Kosmos gleich hinter der Syngrou Avenue und dürfte eine willkommene Bereicherung für die Gäste der vielen nahe gelegenen Hotels sein. Die beiden Chefs und Wirte Fotis Fotinoglou (Ex-Seychelles) und Thodoris Kassavetes haben hier ein unprätentiöses gastronomisches Juwel geschaffen, dessen täglich wechselnde Speisekarte jede Menge Überraschungen zu vernünftigen Preisen bereithält. Die besten Zutaten werden täglich bei verschiedenen griechischen Erzeugern eingekauft, um eine einzigartige, aber schlichte Speisefolge mit dem Schwerpunkt auf Fisch und Meersfrüchten zu liefern. Ein Teller zart gekochter Calamari auf einem Bett von aromatischem Couscous, ein einfach angemachter Salat aus vollreifen Tomaten und gedämpftem Almyra (einem wilden, am Meer wachsenden Kraut, ähnlich dem Meerfenchel) und in Weinblätter gewickelte Sardinen sind nur ein paar Appetitanreger aus der Auswahl, die hier geboten wird. Das Dekor – nackte Wände, einfache Holzstühle und -tische und eine offene Küche mit ein paar Barhockern an einem Marmortresen – ist reizvoll in seiner Schlichtheit. Das Lokal ist nachts besonders atmosphärisch, wenn sich die Metalltischchen auf dem baumgesäumten Bürgersteig neben der Straßenbahn breitmachen.
CTC
Die zeitgemäße Stimmung beginnt mit demcleveren Namen. Er leitet sich vom griechischen Wort "sitisi" ab, was"Verpflegung" bedeutet. Der junge Küchenchef und Inhaber AlexandrosTsiotinis perfektionierte seine Kochkünste neben internationalen Größen wieAlain Passard, Helene Darroze und Pascal Barbot. Tsiotinis kehrte nach Athenzurück, um sich seinen eigenen Ort zu schaffen, an dem er die Gäste auf eine„gastronomische Reise“ mitnehmen konnte. CTC ist modern, erstklassig undelegant. Die Degustationsmenüs (einschließlich vegetarischer und pescetarischerGerichte) wechseln je nach Saison. Jedes Gericht hat eine seltene Finesse, miteiner meisterhaften Balance von Geschmack, Aromen und Präsentation. Sein vielleichterfolgreichstes Gericht? Die samtige Maissuppe mit Hummer, Trüffelschaum undBergamotte. Bei den Desserts dreht sich alles um subtilen Geschmack, zarteBlumenaromen und eine Balance zwischen süß und sauer. Gönnen Sie sich die weißeSchokolade Namelaka (japanischeSchokoladencreme) mit violetten Baisers und Joghurtsorbet.
Mit freundlicher Genehmigung: CTC