Das Quartier der Götter
Das Viertel schmiegt sich an den Hang der Akropolis und erstreckt sich vom Platz Filomoussou Etärias, der ungefähr an der Kreuzung der Straßen Kydathinäon und Adrianou liegt, bis nach Monastiraki. Die beste Art, die Plaka kennen zu lernen, ist ein Streifzug durch die Gassen, wobei man zwischen klassizistischen Häusern, byzantinischen Kirchen, Cafés, Restaurants und Souvenirläden immer wieder einen Blick auf die Akropolis erhaschen kann. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten sind natürlich der Parthenon und das Akropolismuseum. Sie sollten sich aber die Zeit nehmen, um kleinere Juwelen zu besuchen, die weniger bekannte Aspekte der griechischen Kultur beleuchten – wie das Museum für griechische Volkskunst, das Museum traditioneller Musikinstrumente und die wichtigen Privatsammlungen zeitgenössischer und antiker Kunst im Frissiras- und im Kanellopoulos-Museum.
Foto: Thomas Gravanis
Anafiotika
Sich durch die gekalkten Häuschen des Anafiotika-Viertels zu quetschen ist wie ein Besuch in einem Dorf in den Kykladen. Tatsächlich wurde dieser alte Stadtteil von Bauhandwerkern von der Insel Anafi gegründet. Das Land war in zweierlei Hinsicht attraktiv: das steile Gelände erinnerte an zuhause und es war billig, ein Gebiet, das seit der Antike von Flüchtlingen und Sklaven bewohnt wurde. Die Grenzen von Anafiotika markieren grob zwei Kirchen: Agios Georgios tou Vrachou (der Hl. Georg vom Fels) aus dem 17. Jahrhundert im Süden und Agios Symeon im Norden. Überall scheinen Katzen zu kauern, gehäkelte Vorhänge wiegen sich im Wind, die Geruch frischer Wäsche erfüllt die Luft und die winzigen Höfe sind voller Ton- und Blechtöpfe, die vor Blumen und Kräutern überquellen. Folgen Sie der Straße, die sich zu einem Pfad verengt, und Sie sehen ein improvisiertes Schild, das den Weg zur Akropolis über die Theorias-Straße, einen steingepflasterten Fußweg rund um den Burgfels, weist. Machen Sie kehrt zur Agios-Georgios-Kirche und genießen Sie den Blick zum Lykabettos-Hügel, der die Wahrzeichen der Stadt fast auf Augenhöhe bringt.
Agios Nikolaos Rangavas
Über Jahrhunderte peitschten der Regen und der Wind die Mauern der Kirche Agios Nikolaos Rangavas und die Säulen des antiken Tempels, über dem diese Kirche im 9. Jahrhundert errichtet wurde. Diese kleine Basilika an der Ecke der Prytaniou-Straße mit den Treppenstufen der Epicharmou-Straße bildet einen interessanten Gegensatz zur silbrigen Akropolis, die dahinter aufragt. Das verwitterte Äußere von Agios Nikolaos will kaum zum üppigen Inneren dessen passen, was einst die private Kirche einer byzantinischen Kaiserfamilie war. Merkwürdigerweise hängt die Kirchenglocke hier im Innenraum. Bekannt als „Glocke der Wiedergeburt“ wird sie nur zeremoniell am 25. März, dem griechischen Unabhängigkeitstag, geläutet. Die Osmanen hatten von den orthodoxen Kirchen die Glocken entfernt, aber diese wurde versteckt, und so war Agios Nikolaos die einzige Kirche, die am Tag der Freiheit läuten konnte.
Foto: Thomas Gravanis
Foto: Thomas Gravanis
Lysikrates-Monument
Das Lysikrates-Monument liegt in einer kleinen Ausgrabung an einem Platz am Rande der Plaka, fast im rechten Winkel zum Hadriansbogen und direkt unter dem Akropolis-Felsen. Die schattigen Cafés am Platz sind ein beliebter Treffpunkt und bieten gerade genügend Ruhe für den einen oder anderen inspirierten Tagebucheintrag, ganz wie Lord Byron, der hier einen Teil von Childe Harolde geschrieben hat. Das Monument wirkt eher ungewöhnlich als anmutig: ein Sockel, der einen massiven Turm mit integrierten korinthischen Säulen trägt. Im Altertum war die Straße hier voller solcher Denkmäler, die sich wohlhabende Sponsoren der dramatischen Wettbewerbe im nahen Dionysos-Theater als Symbole ihrer Schirmherrschaft setzten. Falls Ihnen die Gestalt des Monuments bekannt vorkommen sollte, haben Sie recht: Es wurde dutzende Male in Parks und Gärten nachgebaut und variiert, etwa als Bekrönung des Aussichtspavillons „Große Neugierde“ an der Glienicker Brücke zwischen Berlin und Potsdam. Die Bewohner der Plaka nennen das Monument auch „Laterne des Diogenes“. Außerdem war es früher als „Laterne des Demosthenes“ bekannt, weil man glaubte, der berühmte Redner habe hier seine Reden geschrieben.
Die Spazierwege des Architekten Pikionis
Als Kallikrates und Iktinos die Akropolis planten, da hatten sie vielleicht nicht vor, Vollkommenes zu schaffen. Und doch war dies der Standard, an dem sich Dimitris Pikionis messen musste, als er die Aufgabe übernahm, den Fußpfad von der Dionyssiou-Areopagitou-Straße zum Eingang der Akropolis zu gestalten. Für den 1958 fertig gestellten Zugangsweg wandte man in genialer Weise moderne Techniken an, um uraltes Handwerk nachzuempfinden, und setzte sogar Meißel und Spitzhacken ein, um dem schimmernden Steinteppich ein altes Aussehen zu geben. Pikionis wies die Bauleute an, Steine verschiedener Formen, Größen und Farben zu verwenden und erlaubte ihnen nicht, den Boden zu planieren, so dass sie ihre Arbeit an das Terrain anpassen mussten. So ist heute nur wenigen Besuchern der Akropolis bewusst, dass die Straße nicht antik ist, sondern erst von wenigen Jahrzehnten angelegt wurde.
Foto: Thomas Gravanis
Mit freundlicher Genehmigung: Benizelos Mansion
Das Benizelos-Patrizierhaus
Falls Sie sich, wie die meisten Menschen, Athen als eine Stadt von Kolonnaden und Tempeln vorstellen, dann wird sie das Patrizierhaus der Familie Benizelos überraschen. Das älteste Wohnhaus Athens zeigt ein ganz anderes Bild der architektonischen Tradition, lange vor den grandiosen klassizistischen Entwürfen der Hauptstadt des heutigen Staates. Die strenge Steinfassade mit den vielen, aber kleinen Zwillingsfenstern erinnert eher an ein Bergdorf als an irgendetwas von der Klassik Inspiriertes. Doch das schön restaurierte Wohnhaus aus dem 16. Jahrhundert ist typisch für den byzantinischen und nachbyzantinischen Stil, der auch in den Kirchen der Stadt erhalten ist, bis hin zur Bogenstellung, die den Innenhof umgibt. Räume mit hohen Decken, die sich zum Hof hin öffnen und das Haus nach Außen hin abschotten – ein typisches Element der introvertierten, auf Schutz angelegten Bauweise der Byzantiner. Mittelalterliche Häuser waren nicht zuletzt funktionell angelegt, achten Sie einmal auf die Lagerräume und die Öl- oder Weinpresse auf der Rückseite.