Mythen und Monumente
Der Parthenon ragt als Denkmal menschlicher Schöpferkraft heraus, aber es sind die Gebäude in seinem Umfeld, die an persönliche Mythen erinnern. Der römische Kaiser Hadrian schuf ein Heiligtum zu Ehren des Zeus, das Olympeion, und baute einen Torbogen, um seinen Anspruch auf die Stadt zu untermauern. Herodes Atticus, der erste Grieche, der es zum römischen Konsul brachte, baute ein Theater zum Gedenken an seine Frau. Und die Athener des 1. Jahrhunderts widmeten dem Wohltäter der Stadt Julius Antiochos Philopappos ein Marmormausoleum. Jahrzehntelang standen diese Sehenswürdigkeiten im Schatten der Akropolis. Aber das 2009 eröffnete kühne und schöne Akropolismuseum von Bernard Tschumi hat das Stadtviertel Koukaki vom hässlichen Entlein in einen Schwan verwandelt. Diese Neugeburt erstreckt sich bis zum Nationalmuseum für zeitgenössische Kunst, einschließlich baumbestandener Fußgängerzonen mit einer lebendigen Café- und Barkultur.
Foto: Thomas Gravanis
Foto: Thomas Gravanis
Die Promenade Dionyssiou Areopagitou
Die Sperrung für Autos und Motorräder im Jahr 2003 verwandelte diese Straße von einer der lautesten und verkehrsreichsten der Stadt in ihre reizvollste Promenade. Die Dionyssiou Areopagitou verbindet den Hadriansbogen mit dem Philopappos-Hügel und wird für gewöhnlich als „Open-Air-Museum“ beschrieben, auch wenn „lebendiges Monument“ besser zum quirligen und spontanen Straßenleben passt. Hier kann man buchstäblich zwischen dem antiken und dem modernen Athen hindurchspazieren. Auf der einen Seite der Dionyssiou Areopagitou stehen antike Monumente wie das Dionysos-Theater und das Odeon des Herodes Atticus und auf der anderen herausragende jüngere Architektur, vom fantastischen Art-Déco-Apartmenhaus Nr. 17 bis zur klassizistischen Meropio-Stiftung und der Kirche Agia Sofia.
Der Areopag
Den besten Blick auf die Akropolis und die Stadt genießt man von einem Felsen etwa 300 Meter weiter westlich aus. Es ist auch der Ort, an dem der Apostel Paulus zu den Athenern gepredigt haben soll: Der Aufstieg ist nicht unbedingt steil, aber er kann sich heikel gestalten, weil Millionen von Besuchern die in den Fels gehauenen Stufen glatt geschliffen haben (Tipp: Turnschuhe tragen). Er heißt Areopag, was man in etwa mit „Fels des Ares“ übersetzten kann. Der Sage zufolge wurde hier dem Kriegsgott Ares von den anderen Göttern der Prozess gemacht, weil er einen der Söhne des Poseidon erschlagen hatte. Deswegen haben die alten Athener hier ihren höchsten Gerichtshof tagen lassen, und auch das heutige oberste Gericht von Griechenland heißt Areopag. Wenn Sie Frühaufsteher sind, können Sie den Menschenmassen entgehen, die sich hier zum Sonnenuntergang einfinden, und einen spektakulären Sonnenaufgang genießen.
Foto: Thomas Gravanis
Foto: Thomas Gravanis
Der Philopappos-Hügel
Philopappos, der Hügel der Musen, ist eine von drei bewaldeten Erhebungen gegenüber der Akropolis, die im Altertum alle eine wichtige Rolle für Athen spielten. Die Volksversammlung tagte auf der Pnyx, und der dritte Hügel war bekannt wegen eines Heiligtums, das den Nymphen geweiht war. Diese waldigen Hügel nehmen ein Areal von 73 Hektar ein. Einige der schönsten Szenerien bietet der gewundene Pfad durch die Senke zwischen diesen Hügeln. Hier wurde bei Ausgrabungen die Koile-Straße freigelegt, in der Antike die Hauptverbindung für den Warentransport zwischen Athen und dem Hafen von Piräus. Wenn Sie genau hinschauen, sehen Sie im Felsboden die Geleise der Wagenräder – ein wunderbarer Kontrast zur kunstvollen Ausstattung und den genial gestalteten Spazierwegen, die der griechische Architekt Dimitris Pikionis in den Fünfzigerjahren hier anlegte.
Schmuckmuseum Ilias Lalaounis
Das perfekte Museum für Menschen, die sich buchstäblich vom Glanz der Geschichte blenden lassen wollen. In einem schönen Gebäude, das früher als Werksatt des griechischen Starjuweliers Ilias Lalaounis diente, erzählt dieses Museum die Geschichte menschlichen Zierrats im Lauf der Jahrhunderte. Die glitzernden Kollektionen basieren auf Motiven von der Steinzeit über die minoische Hochkultur und Byzanz bis ins 20. Jahrhundert. Die größten Blickfänger sind schwere Goldgeschmeide, fast wie Rüstungen, die auf lebensgroßen Puppen ausgestellt sind: riesige runde Platten, von denen Goldscheibchen herabzutropfen scheinen, und eine dicke Schlange, die sich vom Hals zur Brust hinabwindet. Das seltenste Ausstellungsstück findet sich aber im Foyer: ein voll funktionsfähiges Atelier, wo Gold- und Silberschmiede nach traditionellen Techniken arbeiten, einschließlich den Markenzeichen von Lalaounis, wie dem Hämmern und Weben von Hand, filigranen „Stickereien“ und der Granulation.
„Das perfekte Museum für Menschen, die sich buchstäblich vom Glanz der Geschichte blenden lassen wollen.“
Foto: Thomas Gravanis
Die Drakou-Fußgängerzone
Durch den Ausbau des Athener Nahverkehrssystems ist am Bahnhof Syngrou-Fix ein U-Bahn- und Straßenbahnknoten entstanden, der die fade Ansammlung von Cafés an der Fußgängerzone der Drakou-Straße in eine der lebendigsten Kneipenszenen von Athen verwandelt hat. Die jugendliche Atmosphäre erhält durch Studierende aus der nahen Panteion-Universität zusätzliche Nahrung, während neue Café-Kooperativen diesem einst gesetzten Arbeiterviertel einen avantgardistischen Aspekt verliehen haben. Vor allem am Wochenende staut sich hier in den frühen Morgenstunden der Verkehr, wenn die Clubber bei den rund um die Uhr geöffneten Lokalen vorbeischauen, um auf dem Heimweg noch schnell einen Happen zu essen.