Stellt man sich die griechischen Inseln vor, kommen einem vielleicht weißgetünchte Dörfer und Kapellen mit blauer Kuppel in den Sinn, aber keine verwitterten Steingebäude und schneebedeckte Berggipfel. Das ist Kreta: eine Studie in geografischen Kontrasten, mit Klippen, die ins kristallklare blaue Wasser abfallen, üppigen Wäldern und steilen Schluchten.
Kreta ist die größte und meistbevölkerte Insel Griechenlands. Aber auch kulturell unterscheidet sie sich vom Festland. Von vielen Einheimischen hört man, sie seien in erster Linie Kreter und danach erst Griechen. Teilweise ist das auf die Geschichte zurückzuführen: Kreta war die Heimat der Minoer, der ersten Hochkultur in Europa, wurde später jedoch von Mykenern, Dorern, Römern, Byzantinern und Arabern erobert, bevor sie schließlich an die Venezier verkauft wurde, die die Insel im Jahre 1669 an die Türken übergaben. Während Griechenland 1821 seine Unabhängigkeit erlangte, blieb Kreta weiterhin noch fast einhundert Jahre unter der Herrschaft des osmanischen Reiches. Erst 1913 wurde die Insel offiziell mit Griechenland vereinigt.
Alle diese Besatzungen haben ihre Spuren auf Kreta hinterlassen. Man findet Ruinen aus der minoischen Zeit, Städte mit venezianischer Architektur, Moscheen und mittelalterliche Kirchen. Die kretische Musik ist ebenfalls unverwechselbar: man spielt die Lyra, ein dreisaitiges Instrument, und dichtet Mantinades, eine Art improvisierter Gedichtreime, die in der Regel mit Musikbegleitung vorgetragen werden. Schließlich ist dann noch das Essen. Kreta ist berühmt für einige der feinsten Erzeugnisse in Griechenland. Die Insel ist der perfekte Ort, um Gemüse und Kräuter anzubauen, und dank der natürlichen Vielfalt der Pflanzenwelt auf der Insel produzieren die dort grasenden Tiere wunderbar wohlschmeckende Milch, Käse und Fleisch. Weitere traditionelle Kulinarien – wie Schnecken, die von den Einheimischen am Meer gesammelt werden – haben ihren Ursprung in der Armut vergangener Zeiten: die Bauern trugen alles Essbare zusammen, und Schnecken sind glücklicherweise sehr proteinhaltig und leicht zuzubereiten.
Foto: Eleni Veziri
Kreta auf dem Tablett
"Kreta ist berühmt für einige der feinsten Erzeugnisse in Griechenland. Die Insel ist der perfekte Ort, um Gemüse und Kräuter anzubauen, und dank der natürlichen Vielfalt der Pflanzenwelt auf der Insel produzieren die dort grasenden Tiere wunderbar wohlschmeckende Milch, Käse und Fleisch."
Wenn Sie während Ihres Athen-Aufenthaltes in ein Kreta-Restaurant gehen, finden Sie einige Basisgerichte auf dem Menü: Dakos, ein Salat mit Gerstenzwieback, der mit gewürfelten Tomaten, weichem Mizithra-Frischkäse, Oregano, Kapern und Oliven belegt wird. Des Weiteren das Apaki, geräuchertes und gesalzenes Schweinefleisch, das entweder gekocht oder als Aufschnitt serviert wird. Sioufichta, kretische Nudeln, werden üblicherweise mit reginalem Käse oder Fleisch serviert. Fragen Sie auch nach Sympetherio, einer Gemüse-Casserole.
Bei der kretischen Küche geht es vor allem um Frische und Herkunft – die Gerichte werden so einfach wie möglich zubereitet, so dass die Zutaten in den Mittelpunkt treten. Im Folgenden zeigen wir Ihnen einige Kreta-Restaurants in Athen, die Sie mit ihrem Essen, ihrer Atmosphäre und Musik im auf die Insel versetzen werden.
To Laini
Dieses kleine Restaurant in Keramikos, das 2017 von zwei auf Kreta aufgewachsenen Freunden eröffnet wurde, ist eines meiner Lieblingslokale (wir haben darüber schon in unserer Rubrik ‚Preiswerte Restaurants‘ geschrieben). Die Menüliste ist nicht lang, aber man bekommt dort den ganzen Tag köstliche traditionelle hausgemachte Meze serviert nebst einer lebendigen Atmosphäre bis in die Nacht hinein. (Wenn Sie den beiden auf Facebook folgen, sehen Sie die Tagesteller, bevor Sie sich auf den Weg machen; das könnte Kartoffelsalat sein, Skioufichta, frische Pasta mit Hackfleisch und Xinomizithra-Käse, sowie Marathopita, eine gefüllte Pastete mit kretischem Gemüse und Kräutern.) Es ist der ideale Ort, um abends eine Kleinigkeit zu sich zu nehmen und Raki (ein Tresterbrand, der auf Kreta außerordentlich beliebt ist). Die Musik ist traditionell kretisch und der behagliche Raum sorgt für eine gemütliche Atmosphäre.
Foto: Eleni Veziri
Foto: Eleni Veziri
I Kriti
Eingebettet in den Kaniggos-Platz ist eines der etabliertesten Kreta-Restaurants der Stadt – schon seit 33 Jahren. Das Lokal befindet sich innerhalb einer Arkade mit zwei Innenbereichen, die von einem kleinen Außenbereich getrennt sind. Es ist zwanglos und keinesfalls vornehm, aber das Essen gehört zum Besten, was Athen zu bieten hat. Ich habe die frittierten Zucchini, den Dakos und den Kichererbsen-Salat probiert. Aber das unvergesslichste Gericht war das gefüllte Zicklein mit Reis, Kräutern und Käse. Es wurde als Letztes serviert, und obwohl ich schon angenehm satt war, konnte ich nicht aufhören zu essen. Dieses kleine Restaurant ist immer proppenvoll, rufen Sie also auf jeden Fall an, um einen Tisch zu reservieren.
Rachati
Falls Sie Lust auf einen kleinen Ausflug in den südlich von Athen gelegenen Vorort Ilioupoli haben (und einen anschließenden 15-minütigen Spaziergang von der Metro-Station Ilioupoli), dann ist Rachati der ideale Ort, um kretische Küche zu probieren. Die Atmosphäre gleicht der einer Inseltaverne: klein, ungezwungen und entspannt, mit Fotos von kretischen Musikern an den Wänden. Auf dem Menü des Restaurants stehen hauptsächlich Meze mit traditionellen kretischen Gerichten (zum Beispiel Mizithropites, kleine Teigtaschen mit Mizithra, einem weichen, würzigen Frischkäse aus Kreta). Die Rezepte stammen von der Großmutter des Besitzers, und die meisten Erzeugnisse kommen aus Lasithi, einer Region im Osten Kretas. Besuchen Sie ihre Facebook-Seite für nähere Informationen über gelegentliche Live-Musikauftritte.
"Die Rezepte stammen von der Großmutter des Besitzers, und die meisten Erzeugnisse kommen aus Lasithi, einer Region im Osten Kretas."
Foto: Eleni Veziri
Rakoumel
Als Yiannis Begnis mit seiner Mutter Rakoumel eröffnete, war es das erste Kreta-Restaurant in Exarchia. Während die Atmosphäre dieser unkonventionellen Nachbarschaft sich über die Jahre verändert hat, ist das Essen hier beständig geblieben. Eins meiner Lieblingsgerichte ist Ei mit Tomate und Staka, Butterreinfett aus Ziegenmilch. Die Atmosphäre im Rakoumel ist ebenfalls sehr traditionell: „Unser Ziel war immer schon, dasselbe Gefühl hervorzurufen, als sei man in einem kretischen Dorfkafenion“, erklärt Begnis. Wenn Sie sich über das Wochenende in Athen aufhalten, verpassen Sie nicht „Laiki und Raki“, ein Tagesereignis, das nach dem Wochenmarkt, der sogenannten Laiki, in Exarchia stattfindet. Bei Live-Musik trinkt man viele Schnapsgläschen Raki bis in den Nachmittag hinein, nach echter kretischer Art.
Patouchas
Alle Gerichte im Patouchas sind toll, aber es gibt eine Hauptattraktion in diesem Restaurant, nämlich den Andikristo, einen Spezialgrill, der aus einem Metallgestell besteht, das in einem Kreis um das Feuer arrangiert sind. Es gibt unterschiedliche Grillebenen, sodass das Fleisch nahe am Feuer oder weiter entfernt hängen kann, je nachdem, wie man es zubereiten möchte. Manolis, der Inhaber des Patouchas, hat diesen Grill nach Modellen, die man in den Höfen und Gärten Kretas antrifft, selbst angefertigt. Während das Fleisch gegrillt wird, tropft das Fett hinunter und sammelt sich in Metallgefäßen auf dem Boden, und das verbleibende Fleisch ist appetitlich und mager. Es dauert etwa zwei Stunden, um beide Seiten des Lamms, Hühnchens oder des Schweinebauchs zu grillen, das man nach Gewicht bestellt. Dies ist der einzige Antikristo-Grill in der Stadt, also gehen Sie dort auf jeden Fall vorbei.
Foto: Eleni Veziri
Foto: Eleni Veziri
Το Rakaki
To Rakaki besteht seit etwa 12 Jahren, also kann man es mit Sicherheit als ein Lieblingsrestaurant der Athener bezeichnen. Es befindet sich direkt am Kesariani-Platz, einem beliebten Nachbarschafts-Treff im Viertel, der von vielen Restaurants umgeben ist. Ein perfekter Ort, um sich einen Tisch zu schnappen und Sonntagmittag ein paar Stunden beim Essen zu verbringen. Das Restaurant ist nicht teuer, und die Menü-Highlights sind allesamt klassische kretische Gerichte, angefangen von Schnecken über Stamnagathi, wildes Gemüse, das überall auf der Insel wächst und dem nachgesagt wird, dass es zum Teil Grund für die beeindruckende Langlebigkeit der Kreter ist. Der Name des Restaurants, „Rakaki“, beschwört auch den kretischen Geist; es ist die Verkleinerungsform von Raki, also machen Sie sich darauf gefasst, dass die Spirituose in diesem Restaurant reichlich fließt.
Sympetheroi
Sie möchten einige kretische Erzeugnisse mit nach Hause nehmen? Dafür haben wir volles Verständnis, denn die Kreter fertigen perfekte Souvenirs. Sympetheroi, das sich direkt unterhalb des Exarchia-Platzes befindet, ist ein winziges Delikatessengeschäft, gefüllt mit großartigen kretischen Köstlichkeiten, von Käse- und Fleisch-Spezialitäten (man denke an Apaki) über Kräutertees bis hin zu Honig. Einige der Kräuter und Heilpflanzen sind echte Seltenheiten: Hier finden Sie Diktamo, kretischen Diptam, der seit der Antike bekannt ist für seine heilenden Eigenschaften (Hippokrates war begeistert davon), aber sonst er ist nicht überall erhältlich. Das Personal ist Ihnen mit Informationen zu allen Produkten behilflich, und man findet bestimmt, wonach Sie suchen, vielleicht finden Sie hier sogar Ihr neues Lieblingsprodukt.